Bühnenverein veröffentlicht Theaterstatistik 2021/22

Theaterstatistik 2021/22, Quelle: Deutscher Bühnenverein

Der Deutsche Bühnenverein hat seine neue Theaterstatistik veröffentlicht. Die Zahlen stellen die Spielzeit 2021/22 dar, also die vorletzte Spielzeit. Die Statistik für die letzte Spielzeit 2022/23, die letzten Sommer zu Ende gegangen ist, stehen vermutlich in ca. einem Jahr zur Verfügung.

Der Bühnenverein schreibt zu den Zahlen auf seiner Website:

Die Theaterstatistik der Spielzeit 2021/2022 beschreibt die erste Spielzeit für die Bühnen nach dem Ende der pandemiebedingten Beschränkungen.

Die zögerliche Rückkehr der Menschen in das öffentliche Leben lässt sich an den Zahlen deutlich ablesen: Während die Anzahl der Veranstaltungen nahezu den Stand der Spielzeit 2019/2020 erreichte, liegt die Zahl der Besucher:innen noch deutlich unter der der Saison 2019/2020.

Die Daten belegen die Rückmeldungen der Bühnen und Orchester, die auch in Befragungen von Besucher:innen aus dieser Zeit dokumentiert sind: Die Pandemie hat mit ihren substanziellen Einschränkungen zu einer großen Verunsicherung der Menschen geführt, öffentliche Veranstaltungen wurden nach dem Wegfall der Einschränkungen nur mit großer Zurückhaltung wahrgenommen.

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die sich anschließende Energiekrise haben dazu beigetragen, dass diese Verunsicherung in 2022 anhielt. Erst zum Ende des Kalenderjahres 2022 kehrten die Besucher:innen in die Veranstaltungen zurück.

Um die Zahlen in Beziehung zu anderen Spielzeiten zu setzen, hier ein Überblick über die Besuchszahlen (Besucherzahlen sind nicht bekannt):

Grafik: Rainer Glaap, Quelle: Theaterstatistik des Deutschen Bühnenvereins

Die Veränderungen im Vergleich zur letzten vorpandemischen Spielzeit sind natürlich dramatisch. 2019/20 konnte noch teilweise gespielt werden, bis es zum ersten Lockdown im März kam. 2020/21 war von Schließungen, Ausfällen, Platzbeschränkungen geprägt. Die Spielzeit 2021/22 konnte dann im Frühjahr teilweise wieder in die Normalität zurückkehren, viele Besucher:innen waren aber zögerlich, wieder Kulturveranstaltungen zu besuchen – und manche sind es heute noch.

Veränderungen der Besuchszahlen im Vergleich zur 2018/19
Grafik: Rainer Glaap, Quelle: Theaterstatistik des Deutschen Bühnenvereins

Während also die Spielzeit 2020/21 einen Rückgang an Besuchen um fast 90% verzeichnen musste, hat sich die Lage in 2021/22 gebessert: Der Rückgang betrug „nur“ noch um die 50%.

Die nächste Theaterstatistik, die leider erst in ca. einem Jahr erscheinen wird, wird die erste vollständige Spielzeit ohne Corona-Einschränkungen abbilden. Einige Theater haben in den letzten Wochen Zahlen für das Jahr 2023 genannt (s. auch Beiträge hier im Blog), die sind mit den Spielzeit-Daten des DBV nicht vergleichbar. Einzelne Häuser haben auch schon zum Ende der letzten Spielzeit Zahlen genannt, z. B. die Bremer Philharmoniker und das Theater Bremen.

Wir sind gespannt auf die neue Theaterstatistik. Allerdings wird sich imho erst in den nächsten 2 – 3 Spielzeiten erweisen, ob es den Theatern, Opern- und Konzerthäusern gelingen wird, bei den Besuchszahlen vollständig an vorpandemische Zahlen aufzuschließen.

Und man muss immer bedenken: Diese Zahlen beziehen sich ausschließlich auf die öffentlich geförderten Stadt- und Staatstheater. Inthega-Theater, kommerzielle Anbieter, Privattheater, Festspiele etc. werden zwar z. T. in der Theaterstatistik erwähnt, die Besuchszahlen werden aber NICHT in den Summentabellen aggregiert (mehr dazu in meinem Buch „Publikumsschwund?“, das im Frühjahr bei Springer erscheinen wird).

Quelle: Theaterstatistik 2021/22, Deutscher Bühnenverein (PDFs bis einschl. 2017/18 stehen kostenlos zum Download zur Verfügung)

Nachtrag: In einem weiteren Beitrag schaue ich etwas genauer auf die Zahlen zu den digitalen Formaten (spoiler alert: nur begrenzt brauchbar).

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